Geśchichte von Burg und Gut Roggenśtein
Der Verein leitet seinen Namen vom bei Eichenau gelegenen Burgstall und dem anliegenden Gut Roggenstein ab.
Bis in römische Zeit geht die Geschichte dieses Ortes zurück, als das Gebiet durch römische Siedler bewohnt wurde. Archäologische Nachweise dieser Zeit finden sich in Alling und Puchheim, wo sich jeweils Überreste einer „villa rustica“ finden.
In der Nähe der heutigen Kapelle wurden einige römische Körpergräber aufgefunden. Am Hang zwischen dem Burgstall und dem Gut fanden sich zudem einige römische Keramikscherben.
Zwischen Roggenstein und Gegenpoint auf dem Rücken, der die Gänge von Roggenstein in sich birgt, steht an einem Kreuzweg ein großer Römischer Grabhügel, ungegraben noch, […].
Oberbayerische Archiv für vaterländische Geschichte, 8. Band, 1. Heft – III. Miscellen – 2. Alterthümer um Fürstenfeld
Der Fund einer karolingisch-ottonischen Emailscheibenfibel in direkter Nähe des Burgstalls im Jahr 1989 belegt eine Nutzung des Areals bereits etwa in der 2. Hälfte des 9. Jh.
In den zeitgenössischen Schriftquellen erscheint bisher jedenfalls keine edelfreie oder Dienstmannenfamilie mit dem Beinamen „von Roggenstein“. Es ist unsicher, ob die Anlage ursprünglich als welfische Ministerialburg, Grenzbefestigung der Andechser oder der Wittelsbacher bzw. der Grafen von Dachau anzusehen ist.
Sicher scheint nur, dass sie dem Besitz der seit dem 11. Jh. nachweisbaren und ursprünglich welfischen, ab 1306 wittelsbachischen Ministerialen Watt von Geggenpoint zuzurechnen ist, die um 1400 in der männlichen Linie ausstarben und deren Besitztümer in der Folge rasch veräußert wurden. Der Burgstall der Veste Geggenpoint liegt nur etwa drei Kilometer westlich auf der Amperleite.
1317 werden Engelmar der Chuchenmaister (Küchenmeister) von Lochhausen und seine Frau Agnes von Geggenpoint als Besitzer der Veste genannt. Agnes, eine der Töchter des Wat II. von Geggenpoint und der Jutta von Greifenberg, hatte die Burg wohl als Heiratsgut 1274 mit in die Ehe gebracht.
1347 gehörte der „Ruckenstain“ den Eisenhofern – Berthold der Eisenhofer von Roggenstein wird in einer Urkunde als Zeuge erwähnt. Die Eisenhofer waren eines der reichsten und mächtigsten Adelsgeschlechter der Grafschaft Dachau.
Günther der Watt von Geggenpeundt verkauft seine eigenen Leute zu Pruckh dem Kloster Fürstenfeld. Zeugen: Ulrich der Ehinger und Utschalck, sein Bruder. Den Brief fertigt sein Vetter Herr Berthold der Aeusenhofer von Ruckenstein und Wilhelm Porttner zu Pruckh.
– Geben an St. Michaelstag (29. Sept.) 1347Regesten und Urkunden über das Kloster Fürstenfeld
Rudolf Preysinger von Wolnzach verkaufte 1361 die Burg an Heinrich Küchenmeister von Lochhausen.
Rudolph Preysinger von Wolnzach verkauft Heinrich dem Kuchenmeister von Lochhausen, Bürger zu München, und Katharinen, dessen Hausfrau, all sein Gut zu Ruggenstein und Leute allda, so sein Eigen waren, um 200 Pfd. Münchner Pfennige.
– Dat. Mittwoch nach Pauli Bekehrung (27. Jan.) 1361Regesten und Urkunden über das Kloster Fürstenfeld
Seine Witwe Katharina veräußerte den Besitz mit dem zugehörigen Maierhof (dem heutigen Gut Roggenstein) schließlich 1371 an das Kloster Fürstenfeld.
Katrei Heinrichs des Kuchenmaisters von Ruckenstain Wittib und Ulrich ihr Sohn verkaufen ihr Gut Ruckenstain, das Burgstall, das Gesäzz und Hof an den Abt und das Kloster Fürstenfeld um 300 Pfd. Würzburger Pfg., und setzen zu einem Fürpfand ihren Hof zu Lochhausen den sie zu Lehen haben von den Fürsten zu Bayern, und wovon der Lehentrager Ott der Marschalk von Naenhoven ist, und dann ihre Hub zu Gelting.
Mitsiegler: Perchtold der Aüsenhover von Rotpach und Ott der Marschalk von Naenhoven.
– G. am Ruprethstag (27. März) 1371Regesta sive Rerum Boicarum
Zu dieser zeit war die Burg offenbar bereits verlassen und wird bereits als „Burgstall“ bezeichnet. Das Kloster wollte durch den Ankauf wohl einen Wiederaufbau der Burg verhindern. Aus diesem Grund hatte es wohl auch die Nachbarburgstellen Gegenpoint und Eisenberg erworben.
Um 1400 entstand die erhaltene Kapelle St. Georg auf dem kleinen Plateau zwischen der Burg und dem Gutshof. Ob hier ein direkter Zusammenhang mit der ehemaligen Burgkapelle besteht, ist unklar. Jedoch lässt die Bausubstanz darauf schließen, dass sie beim Verkauf 1371 bereits als Teil des Herrensitzes existierte: Teile des Natursteinfundaments und die Lage am östlichen Ende des Hauptburgplateaus (zwischen Burg und Gut) sprechen für die Annahme, hier bereits den Standort der ursprünglichen Burgkapelle zu lokalisieren.
Emering […] habet duas capellas, videlicet S. Nicolai in Geckapult [Gegenpoint] et S. Margaretha in Rockastain […]
Sunderndorferische Matrikel, 1524
Pilipp Apian erwähnt den Ort als „Ruckenstain“ in seiner „Topographie von Bayern“, die er bis 1582 verfasste, und in der er nahezu das gesamten Gebiet beschreibt, das zum 16. September 1180 unter der Herrschaft Pfalzgraf Otto von Wittelsbach stand.
Ruckenstain arx in colle et templ. ad amnem Startzel, in ora sinistra sita est.
Topographie von Bayern, Philipp Apian, 1563
Da hier von „arx in colle“ – also einer „Festung auf dem Hügel“ die Rede ist, ist dies eindeutig auf die Existenz einer Burg bezogen, von der wohl zu Apians Zeit noch einzelne Gebäudeteile standen, da er einen Ansitz (das „gesäzz“) beschreibt und burgartig zeichnet.
Der Hinweis „et templ.“ – also „et templum“ bezieht sich auf eine Kirche an diesem Ort, was auf die noch heute bestehende Kapelle hindeutet.
Die Kirche hatte wohl ursprünglich auch einen Turm, der bereits von Apian gezeichnet, als auch später noch einmal erwähnt wurde:
Ecclesia filiales S. Georgii in Rokhenstain. Ecclesia modica cum uno altari, in honorem S. Georgii dedicato. Divina hic solent peragi Josephi, Bartholomae et Margaritae. Coemeterium non adest. Sacristia necessaria habet paramenta et turris campanas benedictas duas. […]
Kanonicus Schmidtische Matrikel des Bisthums Freysing, 1738-1740
Ende der 1760’er Jahre scheinen diverse Umbauten an der Kirche vorgenommen worden zu sein. In diese Zeit fällt wohl auch der endgültige Abbruch des Turms und der Umbau des Dachstuhls auf seine heutige Form mit dem Giebeltürmchen.
Die Entstehungszeit der Fresken, die 1911 unter mehreren Schichten Kalkputz wiederentdeckt wurden, wird von Kunsthistorikern in die Zeit um 1430 datiert.
Einen umliegenden Friedhof hat es nicht gegeben.
Der alte Maierhof unter der Burg blieb bis zur Säkularisation (1803) im Besitz des Klosters. Nach dem Übergang in den Staatsbesitz wurde das Gelände zusammen mit dem ursprünglichen Klosterbesitz an den nordböhmischen Fabrikanten Ignaz Leitenberger verkauft. Der Kaufpreis betrug 130 000 Gulden. Nur 13 Jahre später erfolgte der Rückkauf. Leitenberger erhielt 240 000 Gulden für die Abtretung der Eigentumsrechte.
Auf dem „Kgl. Remonte-Depot“ wurde in der Folge Pferdezucht für den Wiederaufbau des Bayerischen Heeres nach den Befreiungskriegen betrieben. Auch ein Wirtshaus gehörte nun mit zum Gebäudekomplex.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde der Fohlenhof aufgelöst und der Wittelsbacher Ausgleichsfond trat in die Besitzrechte ein.
1943 ging das Gut und alle dazugehörigen Besitzungen wieder durch Kauf in Staatsbesitz über.
Heute dient Gut Roggenstein als staatliches Versuchsgut der Technischen Universität München Weihenstephan.
Quellen:
Div. Ausgaben der Zeitschrift Amperland
Regesta sive Rerum Boicarum, 1764-1853
Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, 8. Bd., 1847
Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, 21. Bd., 1859-61
Die aelteren Matrikel des Bisthums Freysing, 2. Bd., 1849
Apian, Philipp: Chorographia Bavariae, 1563
Apian, Philipp: Bairische Landtafeln 1568, Landtafel 17
Deutsches Archäologisches Institut
Ottonische Emailscheibenfibeln aus Eching, Lkr. Freising; C. Later; In: Bayerische Vorgeschichtsblätter, München 2009
Eine karolingische Emailscheibenfibel vom Burgstall Roggenstein bei Fürstenfeldbruck; S. Kirchberger; In: Aspekte der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Festschrift für Walter Sage, Bonn 2003
Fotos der Kapelle St. Georg: B. Liedloff